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Nachfolgeregelung – Für KMU wird es schwieriger

17. März 2025

In den nächsten Ausgaben unseres Newsletters geben wir einen Überblick über Unternehmensnachfolgen bei KMU, deren Herausforderungen, Möglichkeiten und Chancen. Als erstes beleuchten wir die aktuelle Situation in der Schweiz, die möglichen Entwicklungen sowie unsere Forderung an die Politik, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.

Gemäss einer veröffentlichten Studie von dun & bradstreet stehen in der Schweiz 101'427 Unternehmen vor einer offenen Nachfolge. Das sind 15.7 Prozent aller im Handelsregister eingetragenen Firmen. Diese Zahl ist innert Jahresfrist um 7 Prozent angestiegen. Insbesondere bei Kleinstunternehmen bis 9 Beschäftigten sind 15.7 Prozent der Unternehmen betroffen, bei Unternehmen mit 10-49 Mitarbeitenden sind es sogar 16.7 Prozent. Bei den grösseren KMU sind es verhältnismässig nur die Hälfte.

Die Beschäftigten in der Schweiz verteilen sich auf folgende Unternehmensgrössen:

 Beschäftigte nach Unternehmen
Quelle: Bundesamt für Statistik: 22.08.2024

Die Beschäftigten in der Schweiz verteilen sich somit anteilsmässig auf folgende Unternehmensgrössen:

 Unternehmensgrössen

Das bedeutet, dass 46.2 Prozent aller Beschäftigten bei Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden angestellt sind. Statistisch werden rund 433'000 Beschäftigte von einer Nachfolgeregelung betroffen sein.

Erfahrungsgemäss können rund 1/3 der Unternehmen Ihre Nachfolge nicht erfolgreich regeln. Das bedeutet, dass sich rund 144'000 Beschäftigte um ihren Job fürchten müssen. Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist nicht nur für die Inhaber der Unternehmen von zentraler Bedeutung, es stellt auch volkswirtschaftlich um ein enormes Risiko dar, wenn diese Unternehmen nicht weitergeführt werden können. Leere Geschäftslokale, Arbeitslosigkeit, Jobverlagerungen in die Zentren, Wegfall von Steuereinnahmen und AHV-Beiträgen usw.

Welches sind die Gründe, weshalb Unternehmensnachfolgen misslingen und hinausgezögert werden? Aus unserer Erfahrung wird es zunehmend schwieriger, die richtigen Personen zu finden. Das hat folgende Gründe:

  • Fachkräftemangel: Personen mit Erfahrung und Ausbildung sind gefragt; zum Teil sind die Lohnaussichten in Grossunternehmen wesentlich interessanter. Professionelle HR-Abteilungen bewerben Ihre Stellen besser als KMU; Das Risiko- und Entschädigungsverhältnis stimmt in vielen Branchen nicht;
  • Digitalisierung und Bürokratie führen dazu, dass in grösseren Unternehmen diese Tätigkeiten von Stabsstellen übernommen werden. Für Kleinunternehmen bedeutet dies teilweise einen verhältnismässig grossen Aufwand, dies umzusetzen. Zudem konzentrieren sich die Unternehmer und Unternehmerinnen lieber auf Ihr Kerngeschäft, als Formulare auszufüllen und sich um eine funktionierende Infrastruktur zu kümmern;
  • Beschäftigte wandern in den öffentlichen Sektor: Gemäss einer Studie des IWP entfallen heute rund einen Drittel der Beschäftigten auf staatliche und staatsnahe Betriebe. In den Jahren 2011 bis 2021 sind die Beschäftigten in diesem Bereich um 17.3 Prozent gewachsen, bei den privaten Unternehmen um 10.9 Prozent.
  • Work-Life Balance: Die Arbeitsbelastung von Verantwortlichen von KMU ist teilweise sehr gross. Fehlt Personal, springen diese oft selbst ein, um die Lücken zu füllen. Heute wünschen sich viele – insbesondere auch gut ausgebildete Personen – nicht mehr eine Vollzeitstelle, sie teilen die Kinderbetreuung. Die Frage ist, ob das einfach so möglich ist in KMU oder ob es hier vor allem noch ein Umdenken braucht.
  • Viele KMU sind in Branchen tätig, deren Zukunft kritisch betrachtet wird;
  • Einige Unternehmen haben es verpasst, mit der Zeit zu gehen. Das Image ist verstaubt, die Dienstleitungen und Produkte nicht mehr zeitgemäss;
  • Fehlende Finanzierung: Rentable Unternehmen haben einen Preis. Wenn der Eigentümer nach dem Verkauf das Geld anlegt, gibt es kaum noch eine Rendite. Deswegen wird das Geschäft allenfalls noch ein paar Jahre länger fortgeführt. Es werden zu hohe Kaufpreise erwartet und es wird zu lange gewartet, bis verkauft wird. Für den Eigentümer geht dir Rechnung vielleicht trotzdem auf – volkswirtschaftlich jedoch einen Verlust.

Die KMU sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft, heisst es so schön. Nehmen wir die Werbebranche. Der Gesamtumsatz in der Schweiz beträgt rund CHF 6.2 Milliarden. Davon flossen 2024 rund 1/3 zu den globalen Tech-Giganten für Werbung in Suchmaschinen und sozialen Medien. Da sind in den letzten 10 Jahren enorme Umsätze abgeflossen zu einigen wenigen Unternehmen. KI wird diese Tendenz auch in anderen Branchen weiter fördern. Ist diese Veränderung gesund für die Schweizer Wirtschaft?

Solche Entwicklungen können nicht aufgehalten werden. Die Rahmenbedingungen für KMU und im Speziellen für deren Nachfolgeregelungen könnten aber mit KMU-freundlichen Rahmenbedingungen wesentlich verbessert werden. Es sind steuerliche Anreize zu schaffen, dass KMU-Nachfolgeregelungen nicht am Preis oder an der Besteuerung scheitern. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer sind zu entlasten. Innovationen auch in KMU zu fördern. Bürokratie bei KMU auf ein Minimum abzubauen. Mitarbeiterbeteiligungsprogramme bei KMU sind steuerlich und durch das Obligationenrecht zu fördern, damit die Beschäftigten sich am Erfolg von Unternehmen einfach partizipieren können. Dann identifizieren sich Mitarbeitende mit dem Unternehmen und setzen sich mit unternehmerischen Risiken auseinander. Es soll ein Kulturwandel angestrebt werden – ausgerichtet auf die Denkweise der heranwachsenden Führungspersönlichkeiten der Generation X und Z.

Unternehmen, welche mit der Zeit gehen, welche moderne Infrastruktur anbieten, effiziente Prozesse und klare Führungsstrukturen aufweisen und auf die Vorteile der KMU setzen (flache Hierarchien, Mitgestaltungsmöglichkeiten, Flexibilität u.v.m.), müssen sich vor der Zukunft nicht fürchten. Sie müssen aber auch genügend Rentabilität erzielen, um die notwendigen Investitionen tätigen und entsprechende Löhne zahlen zu können. Der erste Schritt, sich auf eine erfolgreiche Nachfolge vorzubereiten, besteht darin, das Unternehmen auf Vordermann zu bringen! Das haben die Unternehmer und Unternehmerinnen selbst in der Hand; bei den politischen Rahmenbedingungen dauert es etwas länger.

 hegglin andre

+41 41 226 30 56
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